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Reportage, Magazin April 2015
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Eine Truppe für alle Fälle

Die Waldarbeiter des Fachbereichs 5 – Wald- und Naturschutz kümmern sich um sämtliche Arbeiten, die draußen im Nationalpark anfallen. Auch im Winter gibt es da einiges zu tun.

Es ist einer jener Tage im Nordschwarzwald, an denen sich der Winter von seiner ungemütlichen Seite zeigt: 15 Zentimeter Neuschnee sind angesagt, als Vorboten schweben an diesem Vormittag feine Eisnadeln bei eisigen Böen vom Himmel und prickeln auf der Haut. Obwohl es vor einigen Tagen bereits Tauwetter gab, sind Wald und Wiesen rund um Klosterreichenbach nach wie vor von einer geschlossenen Schneedecke überzogen. Doch Jörg Ziegler, Leiter des Fachbereichs (FB) 5 der Nationalpark-Sonderbehörde, ringen diese Bedingungen nur ein müdes Lächeln ab. Seit der Einrichtung des neuen Schutzgebiets vor gut einem Jahr haben er und seine 25 Mitarbeiter auch im Winter gut zu tun. Zieglers Forstleute sind „die Praktiker“ des Nationalparks, kümmern sich also um die Arbeiten, die draußen im Gelände anfallen und lassen sich von dem bisschen Schneefall natürlich nicht einschüchtern. 

Wie die gesamte Sonderbehörde existiert auch der FB 5 erst seit gut einem Jahr, musste aber ebenfalls beinahe ohne Vorlauf voll ins Geschäft einsteigen. „Wir sind sofort von 0 auf 100 gegangen“, erzählt Jörg Ziegler vom Anfang seines Fachbereichs. Hilfreich war beim Start sicher, dass die meisten von Zieglers Leuten bereits vorher als Forstwirte der Unteren Forstbehörden Freudenstadt, Rastatt und Ortenaukreis im heutigen Nationalparkgebiet gearbeitet haben. „Bei der Mitarbeiterfindung ging es nach dem Prinzip ‚Personal folgt Aufgabe‘“, erklärt Jörg Ziegler. Denn die örtliche Vertrautheit spielt laut Ziegler eine gewichtige Rolle, schließlich müsse man „seinen Wald kennen“. 

Erfreulich viele Forstwirte hätten sich damals für den Wechsel entschieden. So sei zum Beispiel die Arbeitsgruppe um Horst Braun, den Gebietsleiter Süd des Fachbereichs 5, geschlossen zur Sonderbehörde gewechselt. „Das war aber schon eine große Umstellung“, erzählt Braun heute. Denn das Aufgabenspektrum für ihn und seine sechs Nationalpark-Forstwirte – so die neue Berufsbezeichnung der ehemaligen Forstwirte – hat sich deutlich erweitert. Eine der größten Neuerungen war beispielsweise die durchgehende Beschäftigung, auch im Winter. „Früher waren die Arbeiter zwei bis drei Monate im Winter unbeschäftigt, da es nichts zu tun gab“, erklärt Braun. Für den Nationalpark übernehmen die Männer nun auch Aufgaben in der kalten Jahreszeit: Winterwanderwege müssen angelegt und instand gehalten werden, Hochsitze sind zu bauen, und natürlich Loipen zu spuren. „Wenn es frisch geschneit hat, brauchen wir mit den zwei Loipenspurgeräten rund 25 Stunden, bis wir durch sind“, sagt Bernd Schindler, Gebietsleiter im Nordteil des Nationalparks, „und 20 Stunden, wenn schon vorher gespurt war.“

Vier gut geschulte Fahrer legen mit den zwei spezialisierten Hightech-Pistenraupen die unterschiedlichen Loipen an. Einer von ihnen ist Michael Albrecht, der bei Schneegestöber im Führerhaus seiner Raupe sitzt und gerade dabei ist, eine Kombiloipe nachzuspuren: eine Doppelspur für den klassischen Stil und eine breite, gewalzte Spur für die Skating-Profis. „Die meisten laufen im klassischen Stil, wir haben vielleicht fünf Prozent reine Skaterspuren“, erklärt Albrecht. Seine Maschine ist sehr variabel. „Ich kann eine oder zwei Doppelspuren in unterschiedlichen Abständen und Spurbreiten anlegen, gleichzeitig eine Skaterspur walzen“, erläutert der Fahrer. „Und es erfordert ein feines Gespür, wie man fährt, je nach Art des Schnees. Beispielsweise muss ich bei Pulverschnee vorsichtiger fahren, sonst ist die Spur gleich wieder zu.“

Die Arbeiten für die Langlauffreunde bilden jedoch nur einen kleinen Teil der Tätigkeiten der Forstleute ab. Fachbereichsleiter Jörg Ziegler gibt einen Überblick über die Hauptaufgaben: „Wir kümmern uns um die Umsetzung des Borkenkäfer-und Schalenwild-Managements, arbeiten intensiv am Waldentwicklungsplan mit, schaffen und erhalten die Infrastruktur, Wege und Beschilderung, kümmern uns um Waldentwicklungsmaßnahmen in der Managementzone, führen das dabei eingeschlagene Holz einer Verwertung zu, betreiben Habitatpflege,  gewährleisten die Verkehrssicherung und führen Reparaturen aus.“

Um bei all den Aufgaben den Überblick zu behalten, teilt der Fachbereich die Nationalpark-Fläche in drei Gebiete auf, die jeweils über einen Gebietsleiter mit drei bis sechs Waldarbeitern verfügt. Diese kümmern sich in ihrem jeweiligen Revier um die anfallenden Aufgaben. Zudem wird Jörg Ziegler von seinem stellvertretendem Leiter Friedrich Burghardt unterstützt. Der kümmert sich als Biologe auch um das Schalenwild-Management. Und seit kurzem verstärkt Dieter Dreher als Verantwortlicher für die Bereiche Infrastruktur, Beschaffung und Haushaltsführung das Team. Dreher koordiniert zudem einen Zimmermann, der Reparaturen und Arbeiten ausführt und sich um den Hochsitzbau kümmert. Im Zuge der neuen Aufgaben haben die Mitarbeiter des Fachbereichs Wald zahlreiche Weiterbildungsangebote wahrgenommen. „Das Ziel hat sich vom Nutzen des Waldes hin zum Schutz verlagert“, erklärt Ziegler. Während die Forstwirte früher oft lange Zeit mit der gleichen Aufgabe, zum Beispiel Holzeinschlag, beschäftigt waren, stellen sich den Nationalpark-Forstwirten oft sehr viele Aufgaben in kurzer Zeit. Dazu gehört zum Beispiel auch, kompetent auf Touristenfragen antworten zu können.

Die hört auch Michael Bredenhagen sehr häufig. Er betreut als einer der vierzehn Waldarbeiter des Fachbereichs das sieben Hektar große Tiergehege im Tonbachtal mit zwölf Stück Rotwild. „Ich kümmere mich um alles hier im Gehege“, erklärt Bredenhagen und sieht zu seinen Schützlingen hinüber, der Schneefall hat eben kurz ausgesetzt. „Die Fütterung der Tiere, Reparaturen und mehr“. Da müsse man natürlich auch abends und am Wochenende antreten. Bredenhagen erzählt von der kürzlich stattgefunden Blutauffrischung, von der Notwendigkeit genetischer Erneuerung unter den Tieren und den deutlich größeren Herausforderungen, die der Nationalpark bereithalte. Er erklärt, dass regelmäßig die jungen Hirsche aus der Gruppe genommen werden müssen, damit es nicht zu Rivalitäten im Gehege kommt. Und wie unlängst im Januar ein Hochwasser einen großen Teil des Zauns mitgenommen hat. Bredenhagen ist viel Idealismus in Zusammenhang mit seiner neuen Aufgabe anzumerken, mit dem er auch gerne neugierige Fußgänger am Wildgehege informiert. „Alles kein Problem“, erklärt er mit einem Augenzwinkern „wir wurden sehr gut geschult“.

Weiterbildung sei das A und O im Fachbereich 5, verdeutlicht Ziegler, ständen doch alle seine Mitarbeiter nun vor der neuen Herausforderung, interdisziplinär und in Abstimmung mit den anderen Bereichen der Sonderbehörde zu arbeiten. Denn der Entwicklungs-Nationalpark, er erfordert zunächst vor allem die Entwicklung von Konzepten. Keiner wisse zum jetzigen Zeitpunkt genau, wie das Ziel, einen „Urzustand“ zu erreichen, am sinnvollsten zu verwirklichen sei, erklärt der Bereichsleiter. Da es in Mitteleuropa keinen Urwald gebe, könne niemand sagen, wie ein solcher heute aussehen würde. „Man weiß zwar anhand von Pollenanalysen, dass es vor langer Zeit – noch vor der Nutzung des Menschen – mehr Tannen als Fichten im Schwarzwald gab und der Buchenanteil viel höher lag“, sagt Ziegler, aber man weiß beispielsweise nicht, ob der entstehende Urwald wieder so aussehen wird. Wir haben heute einen Klimawandel, der die Vegetation beeinflussen könnte und unzählige andere Faktoren, deren Wirkung keiner genau voraussagen kann.“

Aus diesem Wissen ergebe sich zum Beispiel folgende Frage: Soll man dem Wald gezielt Fichten entnehmen, um den Weg zum urtümlichen Waldbild „abzukürzen“, oder lieber gar nicht eingreifen und alles einem natürlichen, viel langsameren Prozess zu überlassen? Und wie verhält es sich mit dem Wildbestand? Mit gezielten Jagdmaßnahmen eingreifen oder alles der Natur überlassen?

Um diese und unzählige ähnlich gelagerte Fragen überhaupt diskutieren zu können, muss aber eines gewährleistet sein: Man muss über den gegenwärtigen Zustand des Waldes Bescheid wissen. Sehr viel konzeptionelle Arbeit leistet Zieglers Fachbereich daher in der Bestandsaufnahme: Wo stehen welche Baumarten? Wie alt sind die Bäume? Wie groß ist der Wildbestand? Wo befinden sich Habitate?

„Die Frage, wo wir jetzt stehen, wo der Entwicklungsprozess also beginnt, bestimmt die Diskussionen um das weitere Vorgehen“, erklärt Ziegler. Da seine Waldarbeiter die Natur in ihrem Revier sehr gut kennen liefern sie mit ihren Beobachtungen also einen zentralen Baustein der strategischen Überlegungen der Sonderbehörde. Auch dieser Aspekt verdeutlicht, wie sehr sich die Aufgaben der Waldarbeiter mit der Gründung des Nationalparks verlagert haben.

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